Chips für assistiertes und autonomes Fahren Mobileye: Intel will ADAS-Tochter an die Börse bringen

Von Michael Eckstein

Mit seinen EyeQ-System-on-Chips zählt Automobilzulieferer Mobileye zu den Marktführern für Lösungen für Fahrerassistenz und autonomes Fahren. Intel hatte das ursprünglich israelische Unternehmen 2017 gekauft und will es 2022 – erneut – an die Börse bringen.

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Intel-Tochter Mobileye soll wieder eigenständiger werden. Ein zweiter Börsengang nach 2014 und der Übernahme durch Intel 2017 soll dazu beitragen.
Intel-Tochter Mobileye soll wieder eigenständiger werden. Ein zweiter Börsengang nach 2014 und der Übernahme durch Intel 2017 soll dazu beitragen.
(Bild: Mobileye, an Intel Company)

Nach eigenen Angaben hat Mobileye vor kurzem den 100-millionsten EyeQ-System-on-Chip ausgeliefert, ein Serien-Robotaxi vorgestellt und Tests mit autonomen Fahrzeugen in mehreren Städten weltweit in den USA, Europa und Asien ausgeweitet. Nun hat Mehrheitseigner Intel entschieden, das erfolgreiche Unternehmen Mitte 2022 über einen Börsengang (IPO) neu ausgegebener Mobileye-Aktien in den USA an die Börse zu bringen.

De facto soll ein separates börsennotiertes Unternehmen entstehen und so „den Wert von Mobileye für die Intel-Aktionäre freisetzen“, wie Intel mitteilt. Zudem soll Mobileye dadurch weitere Märkte bedienen können. Der Automobilzulieferer ging im Jahr 2014 an die Börse und wurde 2017 von Intel übernommen. Derzeit besitzt Intel 100 Prozent der Mobileye-Aktien und wird voraussichtlich auch nach Abschluss des Börsengangs die Mehrheit behalten.

Intel bleibt Mehrheitseigner

Intel wird nach aktueller Planung Mehrheitseigentümer von Mobileye bleiben. Man habe nicht die Absicht, seine Mehrheitsbeteiligung auszugliedern oder anderweitig zu veräußern, teilte das Unternehmen mit. Zudem wollen beide Unternehmen weiterhin als strategische Partner bei Projekten zusammenarbeiten, „um das Wachstum der Computertechnik im Automobilsektor voranzutreiben“. Tatsächlich haben Marktforscher wie die Unternehmensberatung Roland Berger ermittelt, dass der Anteil der Halbleiter an der Gesamtstückliste eines Premium-Fahrzeugs bis 2030 bei 20 % liegen wird.

Das Führungsteam von Mobileye bleibt bestehen, wobei Prof. Amnon Shashua weiterhin als CEO des Unternehmens fungiert. Die kürzlich übernommene Firma Moovit sowie die Intel-Teams, die an der Entwicklung von Lidar und Radar sowie an anderen Mobileye-Projekten arbeiten, werden als Teil von Mobileye weitergeführt.

40 Prozent Gewinnplus allein in 2021

In den vier Jahren seit der Übernahme von Mobileye durch Intel hätte Mobileye ein beträchtliches Umsatzwachstum verzeichnet, etliche technische Innovationen hervorgebracht und erhebliche Investitionen getätigt, „um die schwierigsten wissenschaftlichen und technologischen Probleme zu lösen und die Einführung des autonomen Fahrens in großem Maßstab vorzubereiten“, beschreibt Intel.

Nach eigener Aussage war die Übernahme von Mobileye war ein großer Erfolg. Mobileye habe Jahr für Jahr Rekordumsätze erzielt. Allein für 2021 erwarte das Unternehmen einen um mehr als 40 Prozent höheren Gewinn als 2020. „Das unterstreicht die großen Vorteile unserer laufenden Partnerschaft für beide Unternehmen", sagt Intel-CEO Pat Gelsinger. „Amnon und ich sind zu dem Schluss gekommen, dass ein Börsengang die beste Gelegenheit bietet, auf Mobileyes Erfolgsbilanz aufzubauen.“

Fahrerassistenzsystemen (ADAS) und Selbstfahr-Lösungen im Fokus

Mobileye konzentriert sich bisher auf die Entwicklung von Halbleitern für Fahrerassistenzsystemen (ADAS) und Lösungen für selbstfahrende Autos – ein schnell wachsender Markt, der viele Innovationen hervorbringt. Allein im Jahr 2021 hat Mobileye nach eigenen Angaben über 40 neue ADAS-Projekte bei mehr als 30 Automobilherstellern weltweit gewonnen. Diese würden von der Kerntechnologie für Fahrerassistenz bis hin zu vollständig selbstfahrenden Systemen reichen. Das Unternehmen sicherte sich zudem mehrere Aufträge für Mobility-as-a-Service (MaaS)-Programme, die 2023 beginnen, sowie für die Produktion von Fahrzeugen für Privat- und Geschäftskunden, die ab 2024 mit dem Selbstfahrsystem von Mobileye ausgestattet werden.

Seit Mobileye Teil von Intel ist, konnte es ein beschleunigtes Wachstum realisieren. Nach Angaben von Shashua, Gründer und CEO von Mobileye, hat man die jährlichen Chiplieferungen, den Umsatz und die Zahl der Mitarbeiter seit der Übernahme fast verdreifacht. Die eigene AV-Entwicklungsarbeit könne man aus den laufenden Einnahmen finanzieren, wozu die Zusammenarbeit mit Intel maßgeblich beigetragen habe.

Langfristiges Engagement im Automarkt

Intel seinerseits will sich langfristig im Automobilmarkt engagieren und etabliert dazu Programme wie Intel Foundry Services Accelerator und spezielle Kapazitäten für die Automobilindustrie. Der Prozessorspezialist wird Mobileye weiterhin mit technischen Ressourcen unterstützen, um branchenführende Sensortechnologien zu liefern. Gleichzeitig soll „die Stärke von Mobileye im Automobilsektor Intel weiterhin in die Lage versetzen, die schnell wachsende Silizium-BOM-Chance des Automobilsektors zu nutzen“.

Intels globale Reichweite und seine geografisch breit aufgestellte Lieferkette, ein globales Produktionsnetzwerk und Fachwissen in den Bereichen Radar, Lidar und Software sollen ein Garant dafür sein, Mobileye für einen anhaltenden gemeinsamen Erfolg zu positionieren.

Eine endgültige Entscheidung über den Börsengang, seine Bedingungen und den endgültigen Zeitpunkt steht noch aus und hängt von den Marktbedingungen ab.

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