Hacker erbeuten 530 Millionen Dollar Krypto-Währung von Tauschbörse Coincheck

Von Sebastian Gerstl

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Die Kurse zahlreicher Kryptowährungen sind am Freitag unter Druck geraten. Zuvor hatte eine der größten Handelsplattformen in Japan Abhebungen von Kundengeldern gestoppt. Japans Finanzaufsicht will nun Kryptowährungen regulieren.

Koichiro Wada (l), Präsident der Krypto-Börse Coincheck, und Finanzvorstand Yusuke Otsuka verbeugen sich bei einer Pressekonferenz am 26.01.2018 in Tokio (Japan). Coincheck, eine der größten Handelsplattformen für Kryptowährungen in Japan, hat Digitalgeld in dreistelliger Millionenhöhe verloren. Wie die Plattform am 26.01. mitteilte, seien 500 Millionen Einheiten des Computergelds NEM auf illegale Weise verschwunden.
Koichiro Wada (l), Präsident der Krypto-Börse Coincheck, und Finanzvorstand Yusuke Otsuka verbeugen sich bei einer Pressekonferenz am 26.01.2018 in Tokio (Japan). Coincheck, eine der größten Handelsplattformen für Kryptowährungen in Japan, hat Digitalgeld in dreistelliger Millionenhöhe verloren. Wie die Plattform am 26.01. mitteilte, seien 500 Millionen Einheiten des Computergelds NEM auf illegale Weise verschwunden.
(Bild: Kyodo/dpa)

Coincheck, eine der größten Handelsplattformen für Kryptowährungen in Japan, hat Digitalgeld in dreistelliger Millionenhöhe verloren. Wie die Plattform am Freitag mitteilte, seien 523 Millionen Einheiten des Computergelds NEM auf illegale Weise verschwunden. Zuerst war noch von einem umgerechneten Gegenwert von 320 Millionen Euro die Rede. Inzwischen wird die Summer eher auf 530 Millionen US-$ (ca 425 Millionen Euro) geschätzt. Japan gilt als eine Hochburg für den Handel mit Digitalwährungen wie Bitcoin.

Nach Angaben von Unternehmensvertretern ist es unklar, wie die 523 Millionen NEM verschwunden seien. Man arbeite daran, die Sicherheit aller Kundenkonten zu gewährleisten. Einige Stunden zuvor hatte Coincheck alle Abhebungen ausgesetzt und den Handel mit allen Digitalwährungen außer Bitcoin gestoppt. Einlagen in der entwendeten Kryptowährung NEM waren ebenfalls nicht mehr möglich.

Nach Bekanntwerden der Probleme bei Coincheck waren viele Digitalwährungen unter Druck geraten. Der Bitcoin als älteste und bekannteste Kryptowährung fiel auf der großen Plattform Bitstamp um bis zu neun Prozent in Richtung 10 000 Dollar, konnte sich zuletzt aber wieder auf knapp 11 000 Dollar erholen. Die betroffene Digitaldevise NEM, nach Messung der Internetseite Coinmarketcap die zehntgrößte Kryptowährung der Welt, gab ebenfalls deutlich nach.

Krypto-Börse Coincheck will Nutzer nach Hacker-Angriff entschädigen

Die Handelsplattform Coincheck will nach eigenen Angaben die Nutzer entschädigen, denen bei einem Hackerangriff Digitalgeld gestohlen worden ist. Die 260 000 betroffenen Nutzer sollen 88,549 japanische Yen (82 US-Cent) für jede Einheit der gestohlenen Digitaldevise NEM erhalten, teilte die Plattform am Wochenende mit.

Bestreiten will Coincheck die Rückzahlung zu mindestens 90% aus eigenen Mitteln. Wie genau die Rückerstattung erfolgen soll ist allerdings noch unklar. Die japanische Regulierungsbehörde meinte, es sei noch nicht bestätigt, ob Coincheck über ausreichende Mittel für die Rückerstattung verfüge.

Japans Finanzaufsicht maßregelt Krypto-Börse

Nach dem Millionen-Diebstahl von Digitalgeld durch Hacker hat die japanische Finanzaufsicht die Handelsplattform Coincheck in die Pflicht genommen. Wie japanische Medien berichteten, rügte die Financial Services Agency (FSA) Coincheck, eine der größten Handelsplattformen für Kryptowährungen in Japan, über keine ausreichenden Maßnahmen zur Abwehr solcher Hackerangriffe zu verfügen. Die Plattform wurde angewiesen, entsprechende Verbesserungen vorzunehmen. Auch die Polizei plane Ermittlungen zu dem Vorfall, berichtete die japanische Nachrichtenagentur Kyodo.

Die NEM-Münzen wurden in einem "hot wallet" ("heiße Brieftasche") statt in der sichereren "cold wallet" ("kalte Brieftasche") außerhalb des Internets aufbewahrt, sagte Coincheck. Es wird auch keine zusätzliche Sicherheitsschicht verwendet, die als Multi-Signatur-System bekannt ist.

Japan hatte im April 2017 damit begonnen, Krypto-Währungsumtausch-Betreiber zu verpflichten, sich bei der Regierung zu registrieren. Auf diese Weise war es bereits etablierten Betreibern wie Coincheck allerdings möglich, weiterhin seine Dienstleistungen anzubieten, bevor sie sich offiziell registrieren ließen.

Die FSA hat bis jetzt 16 Krypto-Währungsumtauschbörsen registriert, etwa 16 weitere warten noch auf die Freigabe. Der Antrag von Coincheck wurde im September 2017 gestellt.

"Man hat schon lange gesagt, dass Krypto-Währungen ein solides System sind – aber Krypto-Währungsumtauschbörsen sind es nicht", sagt Makoto Sakuma, Research Fellow am NLI Research Institute. "Dieser Vorfall hat gezeigt, dass dieses Problem überhaupt nicht gelöst wurde. Wenn Coincheck sein Krisenmanagement versaut, könnte das dem aktuellen Krypto-Währungs-Fieber einen Schlag versetzen."

Die Probleme bei Coincheck lassen Erinnerungen wach werden an die ehemalige Bitcoin-Börse Mt.Gox, die im Jahr 2014 nach spektakulärem Verschwinden einer hohen Anzahl von Bitcoins letztlich unterging. Auch dürften Vorfälle wie der bei Coincheck Stimmen lauter werden lassen, die eine staatliche Kontrolle des bisher weitgehend unregulierten Handels mit Kryptowährungen fordern.

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