Expertenmeinung Fehlender Datenschutz hält die Ausbreitung des IoT nicht auf

Redakteur: Franz Graser

Der Internet-Sicherheitsexperte Gilad Rosner ist der Überzeugung, dass sich das IoT auch ohne strenge Datenschutz- und hohe Sicherheitsstandards durchsetzen wird. Der Grund: Datenschutz und Sicherheit böten für Gerätehersteller und Diensteanbieter kaum einen Mehrwert.

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Der Schutz persönlicher Daten ist laut IT-Sicherheitsexperte Gilad Rosner keine Voraussetzung für den Erfolg des Internets der Dinge. Für die Internet-Unternehmen bieten Datenschutz und Sicherheit aus Rosners Sicht keinen Mehrwert.
Der Schutz persönlicher Daten ist laut IT-Sicherheitsexperte Gilad Rosner keine Voraussetzung für den Erfolg des Internets der Dinge. Für die Internet-Unternehmen bieten Datenschutz und Sicherheit aus Rosners Sicht keinen Mehrwert.
(Bild: Clipdealer)

In einem Meinungsbeitrag für O'Reilly Radar schreibt der Gründer des Internet of Things Privacy Forums, dass Sicherheits- und Datenschutzbedenken die technische Entwicklung des IoT weder aufhalten noch verlangsamen werden. Rosner ist überzeugt, dass die oft geäußerte Aussage, das IoT werde ohne ausreichende Vorkehrungen für Datensicherheit und Privacy sein volles Potenzial nicht erreichen können, letztlich Wunschdenken ist.

„Das Internet der Dinge wird sich entwickeln – egal, ob Sicherheits- und Datenschutzbedenken adressiert werden oder nicht“, erklärt Rosner. Die treibenden Kräfte seien dabei technischer und wirtschaftlicher Art. Die Bedenken der Bürger spielen aus seiner Sicht dagegen eine untergeordnete Rolle.

Für den Sicherheitsexperten gibt es genügend Fälle aus der Vergangenheit, in denen das Scheitern einer Technik vorhergesagt worden sei, wenn nicht Sicherheits- und Datenschutzstandards erfüllt werden würden. Dies sei aber nie der Fall gewesen – weder bei der ersten E-Commerce-Welle um das Jahr 2000 noch bei der Expansion des Online-Business um das Jahr 2010. „Die Risiken für Datenschutz und -sicherheit wurden nicht in radikaler oder in umfassender Form adressiert, und die Leute kommunizieren nach wie vor im Netz, surfen und kaufen dort ein.“

Rosner möchte nicht missverstanden werden: Das Fehlen von umfassendem Schutz hält er durchaus für einen Verlust. „Das Internet der Dinge wird fröhlich mit miesen Sicherheitsvorkehrungen voranschreiten, und das macht uns alle ärmer.“

Aber die wirtschaftliche Logik treibe diesen Trend voran. Wer im Internet Geschäfte machen wolle, wünsche in erster Linie reibungslose Transaktionen. Mit dem Thema Datenschutz könnten sich Diensteanbieter nur unzureichend differenzieren. Und die Konsumenten nutzten die Online-Dienste in der Regel aus Bequemlichkeit, auch wenn ihre Bedenken nur ungenügend adressiert würden.

Rosner erwartet zwar, dass Gerätehersteller und Service-Provider im IoT die Bedenken der Konsumenten in irgendeiner Form aufnehmen werden. Dabei bleibe es allerdings häufig bei bloßen Lippenbekenntnissen. „Sicher, die Unternehmen lassen sich die Sachen, die der Bevölkerung nicht geheuer sind, schon durch den Kopf gehen. Aber das bedeutet nicht, dass der Datenschutz auch wirklich in die Geräte eingebaut wird.“

Der Sicherheitsexperte warnt vor dem Irrglauben, dass die Selbststeuerungskräfte des Marktes alles richten werden. Datenschutz und Datensicherheit können aus seiner Sicht nur durch das regulierende Eingreifen staatlicher Organe erreicht werden. Die staatlichen Maßnahmen greifen allerdings aus seiner Sicht stets zu kurz.

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