Airbus A350 XWB vor Erstflug Europas modernster Jet ist "ready for take off"
Der neue Vorzeige-Jet von Airbus steht vor dem Erstflug. Mit dem A350 XWB will Europa in eine neue Ära der Verkehrflugzeuge starten, die vor allem durch Komposit-Materialien und einem stetig wachsenden Elektronikanteil definiert ist.

Im Cockpit der Testmaschine MSN1 steht alles bereit: Europas neuer Hightech-Flieger A350 XWB macht sich startklar für den Jungfernflug. Nach ersten Triebwerkstests Anfang Juni präsentierte der Flugzeugbauer Airbus bereits die Besatzung für den Erstflug. Die beiden Testpiloten Peter Chandler und Guy Magrin sowie Flugingenieur Pascal Verneau werden den neuen Vorzeige-Jet erstmals in sein Element steuern. "Wir liegen voll im Zeitplan", sagt Airbus-Sprecher Stefan Schaffrat.
"Mitte des Jahres", so hatte Airbus angekündigt, stehe der Erstflug an. Fraglich bleibt, ob er mit dem großen Stelldichein der Branche, der Luftfahrtmesse in Le Bourget (17. bis 23.6.), zeitlich zusammenfallen könnte. Der neue Airbus A350 stößt auf eine positive Grundstimmung der Branche. Die Luftfahrtindustrie macht wieder in Optimismus - auf dem jüngsten Jahrestreffen in Kapstadt sagte der Branchenverband IATA fürs laufende Jahr gerade einen Gewinnanstieg auf 12,7 Milliarden Dollar (9,8 Mrd Euro) für 2013 voraus.
Der neue Airbus soll sich als Sparflieger einen Teil des Kuchens sichern. Gegenüber herkömmlichen Langstrecken-Verkehrsjets liege sein Verbrauch um 25 Prozent niedriger, verspricht Airbus. Als neuer Hoffnungsträger soll der neue Hightech-Flieger das Unternehmen nach mehreren Verzögerungen im Zeitplan und Änderungen am ursprünglichen Entwurf nun weiter fest im Aufwind halten.
Die EADS-Tochter Airbus und ihr Rivale, der US-Flugzeughersteller Boeing, drängen beide mit Modellen auf den Markt, die vor allem dank neuer Materialien den Flugzeugbau revolutionieren sollen. Beide setzen auf leichte und zugleich stabile Verbundmaterialien statt auf herkömmliches Aluminium in Rumpf und Flügeln. Das Motto lautet vor allem leise und sparsam - und dank üppiger elektronischer Ausstattung zudem auch noch komfortabler für die Passagiere.
Auch wenn der erste Boeing "Dreamliner" 787 mit mehr als drei Jahren Verspätung ausgeliefert wurde: Die Europäer liegen bisher trotz eines Bestands von 616 Festaufträgen von 34 Kunden für den Airbus A350 weltweit hinter den Amerikanern. Doch dafür plagen den US-Hersteller Image-schädigende Probleme. Drei Monate standen die bereits ausgelieferten ersten 50 "Dreamliner" zwangsweise am Boden, weil sich die erstmals in einem großen Verkehrsflugzeug eingebauten Lithium-Ionen-Akkus als brandgefährlich herausgestellt hatten. Ein Alptraum, der den kommerziellen Höhenflug des A350-Konkurrenzmodells erst einmal ausbremste, bis es vor kurzem wieder die Startgenehmigung erhielt.
Airbus zog Konsequenzen aus den Problemen der Konkurrenz und ging erst mal auf Nummer sicher. Die Europäer verwenden statt der zunächst ebenfalls geplanten Lithium-Ionen-Akkus erst einmal die erprobte, aber schwerere Nickel-Cadmium-Technik. "Damit gefährden wir den Zeitablauf für den A350 XWB nicht und halten uns selbstverständlich die Lithium-Ionen-Option für die Zukunft offen", hatte Airbus-Geschäftsführer Günter Butschek im April betont.
An anderen Stellen sind die elektronischen Systeme des A350 in weiten Teilen vom großen Bruder A380 abgeleitet. So zum Beispiel die Solid State Power Control Technology zur Steuerung der elektrischen Systeme. Durch sie sind keine individuellen Stromkreisunterbrecher mehr notwendig. Wie beim A380 ist auch beim A350 die Zahl der hydraulischen Systeme von drei auf zwei reduziert worden. Für die nötige Redundanz sorgt ein elektrisch-hydraulisches Backup-System.
Reduziert wurde im Vergleich die Anzahl der Displays im Cockpit. Sind es beim A380 noch zehn, kommt der A350 mit sechs Bildschirmenfür die Piloten aus. Die sind mit einer Diagonale von 38 Zentimetern aber deutlich größer. Durch eingeblendete Trennstreifen auf den Displays kann jedoch die Bildschirmanordnung des A380 simuliert werden, um den Piloten den vertrauten Anblick zu ermöglichen.
(Quelle: dpa)
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