Bildgestützte Medizin Das Fraunhofer-Institut MEVIS feiert sein 20-jähriges Bestehen
Zum 20-jährigen Jubiläum des Fraunhofer-Instituts für Bildgestützte Medizin MEVIS gibt es im September einen Tag der offenen Tür und eine Fachkonferenz zum Thema bildgestützte Therapie in Bremen.
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Mitte der neunziger Jahre steckte die Digitalisierung medizinischer Bilddaten noch in den Kinderschuhen: Röntgenbilder wurden in der Regel auf Filmen aufgenommen und von Medizinern auf Leuchtschirmen betrachtet. Gelagert wurden die Aufnahmen in Archivschränken, und um sie zu verschicken, musste man Kuriere oder die Post bemühen. Bildgebende Verfahren wie MRT und CT, die 3-D-Aufnahmen aus dem Körperinneren erlauben, gab es im Wesentlichen nur in großen Zentren.
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Medizinische Bildbearbeitung
Menschliches Herz in einem 3-D-Film gebannt
Heute hat sich die Digitalisierung in der Medizin weitgehend etabliert. Röntgenbilder werden digital aufgenommen, gespeichert und via Internet verschickt. Die Ärzte befunden sie an Bildschirmen, können in Aufnahmen hineinzoomen und sich von Software-Tools unterstützen lassen, etwa beim Ausmessen von Tumoren. Und MR- und CT-Scanner zählen mittlerweile zu den Standardwerkzeugen in der Medizin und liefern nicht nur gestochen scharfe Standbilder, sondern komplette Sequenzen dynamischer Funktionsabläufe aus dem Körper.
Digitale Mammographie
Fraunhofer MEVIS hat den Prozess der Digitalisierung in den letzten beiden Jahrzehnten mit vorangetrieben. Computersysteme, die heute im klinischen Alltag unverzichtbar sind, wurden in Bremen mitentwickelt – etwa für die digitale Mammographie: „Bei der Digitalisierung der Befundungsabläufe waren wir wegbereitend“, sagt Horst Hahn, einer der beiden Institutsleiter. „Unter anderem führten unsere Arbeiten zur Ausgründung von MeVis BreastCare, einem erfolgreichen Anbieter digitaler Mammographie-Arbeitsplätze.“
Eine zweite wegbereitende Erfolgsgeschichte markiert eine Planungssoftware für komplizierte Leber-OPs. Sie unterstützt die Chirurgen bei der Vorbereitung schwieriger Eingriffe und hilft, das Organ so effektiv und so schonend wie möglich zu operieren.
Am 14. September feiert das Institut mit einem Festakt im Bremer Rathaus seinen zwanzigsten Geburtstag. 1995 war es als gemeinnützige GmbH gegründet und 2009 in ein Institut der Fraunhofer-Gesellschaft überführt worden. Heute zählt es zu den weltweit führenden Instituten für die Computerunterstützung in der bildbasierten Medizin.
„Ein Problem ist, dass Ergebnisse aus der Forschung oft ungenutzt bleiben“, betont Hahn. „Wir bringen die Forschung in die Anwendung und setzen dort an, wo wir weltweit noch immense Hürden sehen.“ Unter anderem haben die Fachleute optimierte modulare Softwaresysteme sowie ein Netzwerk von klinischen Partnern aufgebaut, mit denen sie in der Lage sind, Neuentwicklungen zu erproben und in die Praxis umzusetzen. Eine vernetzte Universitätsklinik geht so weit, dass Fraunhofer MEVIS mittlerweile große Forschungsvorhaben koordiniert. So arbeitet ein Konsortium aus zehn Partnern beim BMBF-geförderten Projekt SPARTA daran, die Strahlentherapie zielgerichteter zu machen: Eine ausgefeilte Software soll helfen, die Bestrahlungen während der mehrwöchigen Behandlung besser an den jeweiligen Zustand der Krebspatienten anzupassen.
Maschinelles Lernen und automatische Mustererkennung
Vorgestellt werden unter anderem Projekte, die sich mit maschinellem Lernen und automatischer Mustererkennung befassen. Ein Beispiel dafür ist eine Software, die Pathologen bei der Diagnose von Gewebeproben unterstützt. In Gigabyte großen Bildern markiert der Rechner automatisch jene Regionen, die mögliche Auffälligkeiten enthalten und für die Diagnose relevant sind. Dadurch sparen die Mediziner Zeit und können sich auf das Betrachten der aussagekräftigen Bilder konzentrieren. „Wir wollen Mediziner und Computer so zusammenzubringen, dass ihre jeweiligen Stärken optimal genutzt werden“, betont Institutsleiter Ron Kikinis.
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Gläserner Mensch
Unterschiedliche Einblicke in das Innere unseres Körpers
Für den schnelleren Transfer in die Praxis entwickelt Fraunhofer MEVIS webbasierte Softwaretools für Diagnostik, Therapie und klinische Studien – etwa für die Nationale Kohorte (NAKO), die bislang umfassendste Gesundheitsstudie Deutschlands. Hierfür haben die Bremer Experten eine browserbasierte Software entwickelt, die für eine schnelle Verfügbarkeit und Qualitätssicherung von 30.000 MRT-Aufnahmen sorgt – eine wesentliche Voraussetzung für den Erfolg der Studie.
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