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Hallo Herr Prof. Kobe,
schön, dass Sie sich hier direkt zu Wort melden.
Ich finde es immer wieder sehr spannend, wie zu jeder technischen Entwicklung in Deutschland sich gleich Leute finden, die vorrechnen, warum das alles physikalisch nicht möglich sei. Ärgerlich wird das dann besonders, wenn man in die Details dieser Berechnung einsteigt und sich fragt, warum denn wichtige Aspekte scheinbar gezielt ignoriert werden.
Alleine die Behauptung, PV spiele keine Rolle ist schon sehr bedenklich. Dank der PV brauchen wir seit über einem Jahrzehnt kaum noch Spitzenlastkraftwerke, um die Mittagsspitze abzufangen. Diese Kraftwerke kosten bis über 1€/kWh und werden weitgehend durch PV ersetzt, die selbst zu den teuersten Zeiten der Einspeisevergütung weniger als die Hälfte kostete und mittlerweile sogar unter den Vollkosten von Kohlekraftwerken liegt.
Spannend ist auch die Behauptung, dass die Erneurbaren keinen Einfluss auf den Börsenpreis hätten, weil sie eine feste Vergütung erhalten. Das ist nur die Hälfte des Prozesses. Der Anlagenbetreiber erhält einen garantierten Preis für seinen Strom, das ist so weit richtig. Der Strom wird dann aber so gehandelt wie jeder andere Strom auch. Entweder im Direktvertrieb mit langfristigen Abnahme- und Liefergarantien oder halt an der Strombörse. Und genau an der Strombörse kommt es dann immer wieder zu der Situation, dass Kohlekraftwerke aus Gründen der Netzstabilität nicht aus dem Netz gehen, wenn das Angebot an Erneuerbaren grad besonders hoch ist. Das kann dann negative Börsenpreise ergeben, was die EEG-Umlage hoch treibt, da die Differenz zwischen erzieltem Preis und gezahlter Einspeisevergütung über die Umlage finanziert wird.
Die Beobachtung, dass wir zu wenig Speicher haben ist auch spannend. Man könnte auch sagen: Ach was?
Die Regelsetzung im Strommarkt verhindert effektiv den Bau von Speichern, da diese als Verbraucher und Erzeuger betrachtet werden und so diverse Belastungen, wie Netzentgelte, doppelt zahlen müssen. Sie beklagen also, dass etwas nicht gebaut wurde, das gezielt verhindert wurde.
Es ist kein technisches Problem die Energiewende im Stromsektor zu 100% zu vollziehen, es ist ein politsches Problem. Mit der ständigen Weissagung der Apokalypse schaffen es Esperten die Politiker davon zu überzeugen konzernfreundliche Regeln zu schaffen, die den Ausbau der sinnvollen Infrastruktur verhindern. Unsere aktuellen Regeln zum Strommarkt lassen sich zusammen fassen mit dem Satz Es ist sicher zu stellen, dass die Kohlekraftwerke so lange wie möglich Geld verdienen.
Aber die Behauptung, man könne die notwendigen Speicher nicht bauen, ist eine komplette Falschaussage. Sie werden nicht, bzw. kaum gebaut, weil sie durch die Regelsetzung nicht wirtschaftlich arbeiten können. Die Technologie dafür ist da, mit Batterien und Power-2-Gas stehen Lösungen bereit. Natürlich kann man behaupten, das ginge alles nicht, dann fragt sich nur, wer das mal den Leuten sagt, die z.B. in Feldheim (Treunebrietzen, Brandenburg) eine Lösung geschaffen haben, mit der sich der gesamte Ort autark aus Erneuerbaren versorgt. Und ja, das lässt sich skalieren.
PS: Warum veröffentlichen Sie in einerm Provinzmagazin und ist es Ihnen eigentlich peinlich, dass EIKE und Vernunftkraft Sie hochjubeln?
Guido Körber