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Big Data ist letztlich Big Analog Data

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Aber auch für die Entwicklung alltäglicher Produkte ist der „Big Analog Data“ Ansatz zielführend. Mike Campbell vom Produktentwicklungsspezialisten PTC zeigt am Beispiel eines Fahrrades, dass analoge Daten direkt in die CAD-Software Creo eingespeist werden können. Ein instrumentiertes Mountainbike liefert somit Informationen, die mit den durch Simulation gewonnenen theoretischen Leistungsdaten abgeglichen werden können. Durch Augmented Reality lassen sich diese Informationen sogar mit Hilfe eines Tablets visualisieren.

Diese Messung und Analyse von großen Mengen analoger Daten gelingt insbesondere den deutschen Automobilherstellern in vorbildlicher Weise, meint Dr. James Truchard, der Mitbegründer und CEO von National Instruments: „Die deutschen Autohersteller machen das besser als praktisch jeder andere. Sie haben verstanden, wie wertvoll Daten sind und sie arbeiten daran, daraus Vorteile zu ziehen. Am Ende wird jeder andere auch diesen Weg wählen müssen, um wettbewerbsfähig zu bleiben.“

Auch der E-Fahrzeug-Hersteller Tesla benutzt die Datenanalyse, um seine Produkte zu optimieren und besser an den Geschmack des Kunden anzupassen. „Ich selbst fahre einen Tesla“, sagt NI-Chef Truchard, „und alle etwa zwei Wochen gibt es ein Software-Update. Dabei wurde zum Beispiel das Bremsverfahren so geändert, dass beim Bremsen mehr Energie zurückgeführt wird. Das Fahrzeug passt sich auch an die Umgebungsbedingungen an – wenn es kalt ist, lassen sich die Akkus nicht ganz voll aufladen, damit die Batterien geschont werden.“

Letzten Endes, so Truchard, wird dies dazu führen, dass der einzelne Kunde, seine Wünsche und Vorlieben viel stärker als bisher bei der Entwicklung von Produkten berücksichtigt werden. Im Automobilbereich sei dies bereits heute der Fall, da es kaum zwei genau gleiche Autos mit genau denselben Produkteigenschaften gebe. „Und jetzt dringt dieser Wandel auch in den Softwarebereich ein“, sagt Truchard.

Vernetzung führt zu ungeahnten Möglichkeiten

Allerdings sind noch Hindernisse zu überwinden, bevor das Potenzial der Welt der analogen Daten auch angemessen gehoben werden kann. „Unsere Netze sind nicht für 50 Milliarden angeschlossene Geräte im Jahr 2025 ausgelegt“, sagt Mark Cudak, Principal Research Specialist beim Telekommunikationsausrüster Nokia. Abhilfe sollen die Fortschreibung des LTE-Standards und Funktechniken, die im Millimeterband operieren, bringen. Eine Demonstration des Millimeterband-Datenfunks auf der NIWeek-Bühne zeigte, dass eine Bandbreite von über 10 Gigabit/s technisch möglich ist, doch von der praktischen Einsetzbarkeit sind die Nokia-Techniker derzeit noch ein Stück weit entfernt.

Dass die vorhandenen technischen Schwierigkeiten bewältigt werden können, daran zweifelt allerdings niemand. Und auch die Sicherheitsprobleme im IoT halten die Ingenieure und Techniker zwar für herausfordernd, aber auch für lösbar. Der in Europa gelegentlich grassierenden Technikskepsis hält insbesondere Mickey McManus, Chef des Maya-Designlabors beim Konstruktionsspezialisten Autocad, eine geballte Ladung Optimismus entgegen.

Die Vernetzung von Milliarden von Geräten im IoT führt aus Sicht des Futurologen McManus zu ungeahnten neuen Möglichkeiten, insbesondere in der Kombination mit digitaler Produktion – etwa durch 3-D-Drucker – und selbstlernenden Maschinen. Intelligente, lernende Netzwerke, die Produkte entwerfen und herstellen, sind für McManus keine Utopie. Die Chancen, die sich daraus ergeben, hält er für weitaus größer als die Risiken: „Die Möglichkeiten, die dadurch entstehen, sind überwältigend. Bedeutet das, dass diese gewaltigen Superkräfte missbraucht werden können? Absolut. Aber ich denke, dass die Menschheit letztlich immer zum Guten tendiert. Ich habe Vertrauen in die Menschheit. Wir machen natürlich zuerst alles falsch, aber daraus lernen wir. Ich denke, wenn man den Menschen eine Chance gibt, wird man letztlich überrascht sein. Meine Erwartungen jedenfalls sind hoch.“

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