Tech-Riesen sind die Krisengewinner Apple, Facebook, Amazon: Rekordumsätze, keine Steuern
Wachsende Geschäfte, hohe Gewinne: Die Tech-Schwergewichte kommen blendend durch die Corona-Pandemie. Apple hatte zuletzt ein besonders starkes Quartal, Amazon gelang das Kunststück, 2020 in Europa trotz 44 Mrd. Euro Rekordumsatz noch 56 Mio. Euro Verlustvortrag auszuweisen. Gegenwind gab es durch die derzeitigen Halbleiter-Engpässe.
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Apple, Facebook und Samsung haben im vergangenen Quartal Milliarden-Gewinne eingefahren. Apple und Samsung profitierten dabei stark von einem Schub bei den Smartphone-Verkäufen – und Facebook von mehr Werbung und höheren Anzeigenpreisen auf der Plattform. Auch Google-Mutter Alphabet und Amazon konnten ihre Umsätze im Pandemie-Jahr 2020 deutlich steigern. Ein Drittel seines Gesamterlöses von 182,5 Milliarden US-Dollar machte Alphabet in der EMEA-Region.
Doch es zeichnet sich auch Gegenwind ab: Samsung und Apple bekommen die globale Halbleiter-Knappheit zu spüren. Facebook macht sich derweil Sorgen wegen der strikteren Datenschutz-Regeln auf dem iPhone.
Apple verlegt das Weihnachtsgeschäft ins erste Quartal
Apples Zahlen im vergangenen Quartal waren so stark wie früher nur im Weihnachtsgeschäft. Der iPhone-Konzern steigerte den Umsatz um 54 Prozent auf 89,6 Milliarden Dollar. Der Gewinn fiel mit 23,6 Milliarden Dollar (19,5 Milliarden Euro) gut doppelt so hoch aus wie ein Jahr zuvor.
Das iPhone spielte dabei wieder einmal die Hauptrolle und brachte knapp 48 Milliarden Dollar Umsatz ein – fast zwei Drittel mehr als vor einem Jahr. Nach Berechnungen der Marktforschungsfirma Canalys steigerte Apple die iPhone-Verkäufe um 41 Prozent auf 52,4 Millionen Geräte. Aber auch bei den Mac-Computern gab es ein sattes Plus von 70 Prozent auf 9,1 Milliarden Dollar Umsatz. Das war der höchste Wert im Geschäft mit Mac-Computern überhaupt.
Samsung holt sich Marktführerschaft zurück
Samsung verbuchte beim Umsatz einen Quartalsrekord von 65,39 Billionen Won (48,7 Milliarden Euro). Der Überschuss stieg im Jahresvergleich um 46,3 Prozent auf 7,14 Billionen Won (5,3 Milliarden Euro).
Der südkoreanische Konzern holte sich im vergangenen Quartal die Marktführerschaft im Smartphone-Markt zurück, nachdem im Weihnachtsgeschäft Apple mit frischen iPhones wie schon in den vergangenen Jahren die Führung übernommen hatte. Laut Unternehmensangaben wurden in den Monaten Januar bis März 81 Millionen Mobiltelefone der Marke Samsung verkauft, nach 67 Millionen im Quartal davor.
Samsung Electronics ist auch Marktführer bei Speicherchips und Fernsehern. In der aktuellen Halbleiter-Knappheit rechnet der Konzern im eigenen Chip-Geschäft mit einem Gewinnzuwachs „angesichts günstiger Geschäftsbedingungen“. Zugleich leidet aber die Smartphone-Sparte unter Nachschub-Problemen bei einigen Bauteilen. Apple teilte mit, die Halbleiter-Lieferengpässe würden vor allem Mac-Computer und iPads treffen und den Quartalsumsatz um drei bis vier Milliarden Dollar drücken.
Facebook: 12 Prozent mehr und teurere Anzeigen
Bei Facebook wurden im vergangenen Quartal zwölf Prozent mehr Anzeigen geschaltet - und ihr durchschnittlicher Preis stieg im Jahresvergleich um 30 Prozent. Dadurch stieg der Umsatz des weltgrößten Online-Netzwerks im vergangenen Quartal um 48 Prozent auf knapp 26,2 Milliarden Dollar. Der Gewinn sprang von 4,9 auf 9,5 Milliarden Dollar hoch.
Zugleich lockt Facebook weiterhin neue Mitglieder an. Die Zahl der Nutzer, die mindestens einmal im Monat zu Facebook kommen, stieg binnen drei Monaten um gut 50 Millionen auf 2,85 Milliarden. Knapp 1,9 Milliarden nutzen die Plattform täglich.
Auf mindestens eine App des Facebook-Konzerns - wie etwa auch Instagram oder WhatsApp - greifen jeden Tag 2,72 Milliarden Nutzer zu. Das sind 120 Millionen mehr als noch vor drei Monaten. Mindestens einmal im Monat wird eine App des Konzerns von 3,45 Milliarden Nutzern eingesetzt.
Kritik an Apples verschärften Datenschutzmaßnahmen
Das Online-Netzwerk bekräftigte die Kritik an Apples verschärften Maßnahmen zum Schutz der Privatsphäre auf dem iPhone. Apps müssen sich nun die ausdrückliche Erlaubnis der Nutzer einholen, wenn sie ihr Verhalten quer über verschiedene Dienste und Websites für Werbezwecke nachverfolgen wollen. Für Facebook ist das ein wichtiger Weg, um Informationen zur Personalisierung der Werbung zu sammeln.
Finanzchef Dave Wehner sagte, Facebook sei weiterhin besorgt über die Folgen von Apples Datenschutz-Regeln für kleine und mittlere Unternehmen. Die Auswirkungen auf das eigene Geschäft werde Facebook unterdessen managen können. Facebook baue seine Anzeigen-Systeme um, damit sie mit weniger Daten auskommen, sagte Top-Managerin Sheryl Sandberg. Branchenbeobachter gehen davon aus, dass ein Großteil der iPhone-Nutzer das übergreifende Tracking ablehnen wird.
Europa: Handlungsbedarf in Sachen Steuerpolitik
Die Ergebnisse lassen die Konzerne im hellsten Licht strahlen. Und da ist erfahrungsgemäß dunkler Schatten nicht weit. Konkret: Erfolgreiche Steuervermeidung trägt einen Großteil zu den positiven Ergebnissen bei.
Beispiel Amazon: Der Gigant des Onlinehandels hat 2020 allein mit seiner Niederlassung in Luxemburg (zuständig für den Vertrieb in Großbritannien, Frankreich, Deutschland, Italien, die Niederlande, Polen, Spanien und Schweden) einen Rekordumsatz von 44 Milliarden Euro erzielt – das entspricht einem Pro-Kopf-Umsatz für die 5.262 in Luxemburg angestellten Mitarbeiter von 8,4 Millionen Euro. Laut Guardian weist jedoch eben diese Luxemburger Zweigstelle für 2020 einen operativen Verlust von 1,2 Milliarden Euro aus. Das wiederum entspricht insgesamt einem Verlust je Mitarbeiter von rund 8,6 Millionen Euro – in anderen Unternehmen haben Leute schon für weniger ihren Job verloren.
Paradedisziplin Steuervermeidung – ganz legal
Aufgrund des hohen ausgewiesenen Verlusts zahlt Amazon hier keinen Cent Körperschaftssteuer – im Gegenteil: Das Unternehmen konnte laut Guardian seinen Verlustvortrag um 56 Millionen Euro auf mittlerweile 2,7 Milliarden Euro erhöhen, hat Guardian ermittelt. Das bedeutet: Erst wenn die Gewinne diesen Wert überschreiten würden, müsste Amazon auf den Überschuss Steuern zahlen. Das wird das Unternehmen wie bisher zu vermeiden wissen.
Dabei bedient sich Amazon – wie auch die anderen Tech-Riesen – legaler, aber angesichts der Zahlen höchst fragwürdiger Steuertricks. Einer ist, dass eine Konzernzentrale seinen eigenständigen Niederlassungen hohe interne Kosten berechnet, zum Beispiel für genutzte Software-Lizenzen, bereitgestellte Ausrüstungen und Verwaltungsleistungen.
Global agierende Tech-Giganten klar im Vorteil
„Diese großen Digital-Unternehmen sind alle auf unsere öffentlichen Dienstleistungen, unsere Infrastruktur und unsere gebildeten und gesunden Arbeitskräfte angewiesen“, sagt Margaret Hodge im Guardian. Die Abgeordnete der Labourpartei setzt sich schon lange gegen Steuervermeidung ein. Im Gegensatz „zu kleineren Unternehmen und hart arbeitenden Steuerzahlern“ würden die Tech-Giganten aber nicht fair in den gemeinsamen Topf für das Gemeinwohl einzahlen.
Nun ist ein börsennotierter Konzern kein Samariterverein, sondern seinen Aktionären verpflichtet. Das Unternehmen muss deren Investitionen so gut es geht schützen und vermehren, sonst sieht es sich möglicherweise Haftungsforderungen gegenüber. Entsprechend haben Maßnahmen zur Steuervermeidung einen sehr hohen Stellenwert.
Von sich aus werden die Großkonzerne ihr Vorgehen also nicht ändern. Hier sind die Gesetzgeber gefordert – nach Möglichkeit länderübergreifend. Bisherige, meist lokal begrenzte Versuche, haben oftmals andere als die gewünschten Effekte: So wälzt Amazon die in Frankreich seit 2019 fällige Digitalsteuer von 3 Prozent einfach auf seine Kunden ab.
Mit Material von dpa
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