Ähnlich wie beim Auto setzen auch die Hersteller von Fahrrädern und dessen Zubehör immer stärker auf den Einsatz von Elektronik: 10 Gadgets, die den Weg zum Connected Bike pflastern.
So stellt sich der Navi-Hersteller Garmin das Connected Bike vor: Vernetzte Elektronik von der Schaltung bis zum Herzschlagsensor.
(Garmin)
Der Trend ist wohl nicht aufzuhalten: Wie bei den Autos sorgen auch bei Fahrrädern elektronische Hilfs- und Assistenzsysteme für mehr Komfort und Sicherheit auf der Straße. Wir stellen zehn Gadgets vor, die dabei helfen, aus dem guten alten Veloziped ein Connected Bike des 21. Jahrhunderts zu machen:
Das Herz des connected Bike
Mehr als ein Navi: Garmin Edge 1000
(Garmin)
Auf den ersten Blick ist Garmins Edge 1000 einfach ein Navigationssystem für den Fahrradlenker. Auf den zweiten Blick ist das Edge 1000 das Herzstück eines Connected Bike, wie es sich Garmin vorstellt. So wird zum Beispiel in Kombination mit einer elektronischen Shimano Di2 Schaltung der gewählte Gang auf dem Display angezeigt. Außerdem verbindet es sich Drahtlos mit dem Leistungsmessgerät Vector im Pedal, der VIRB Action Kamera auf dem Helm, dem Herzschlagsensor unter dem Trikot und dem Smartphone.
Am Lenker sorgt die Fernbedienung Edge dafür, dass das alles noch bedienbar bleibt. So lässt sich zum Beispiel eine Route planen, die einen maximalen Trainingseffekt garantiert, ohne den Fahrer körperlich zu überlasten. Darüber hinaus ist der 3-Zoll-Touchscreen auch bei heller Sonne gut ablesbar und auch mit Handschuhen bedienbar.
Das Navi für Minimalisten
Nomen es Omen: Hammerhead Bike Navigation System
(Hammerhead)
Quasi der Gegenentwurf dazu ist das Hammerhead Bike Navigation System, das auf maximale Reduktion und minimierte Ablenkung setzt. Das Hammerhead ist selbst gar kein Navigationssystem, sondern nur ein Anzeigesystem, das sich drahtlos via App und Bluetooth Low Energy mit einem GPS-Handy verbindet und dessen Ortsinformationen nutzt. Die werden dann rudimentär angezeigt: Eine Reihe von blauen Leuchtdioden informiert, in welcher Entfernung und Richtung die nächste Abzweigung ist. Immerhin dient das Hammerhead in einer Zweitfunktion auch noch als Bike-Lampe. Die Akkulaufzeit soll immerhin 20 Stunden betragen.
Die Bike-Stromversorgung
Strom aus dem Lenker: Sinewave Reactor
(sinewavereactor)
Mit der zunehmenden Vernetzung von Bike-Komponenten steigen auch die Ansprüche an die Stromversorgungen. Leider sind Akkus schnell leer und Steckdosen entlang von Radwegen eher dünn gesät. Einen Ausweg bietet der Sinewave Reactor. Das Teil ersetzt den Gewindestopfen des Lenker-Vorbaus und stellt dort eine USB-Ladeschnittstelle für Smartphone oder Bike-Navigationssystem zur Verfügung. Seine Energie bezieht der Sinewave Reactor aus einem Nabengenerator oder einem altehrwürdigen Dynamo.
Das E-Bike zum Wegklappen
Klapp und weg: JiveBike
(Jive)
E-Bikes sind praktisch. Klappräder auch. Wie praktisch muss dann erst ein Klapp-E-Bike sein Dachten sich offenbar die Macher des JiveBike. Das elegant designte Klapprad aus England bringt es mit einer Akkuladung auf eine Geschwindigkeit von 15,6 km/h und eine Reichweite von bis zu 30 km. Ein Raspberry Pi sorgt für drei Antriebs-Modi und eine Wiederaufladung des Akkus in zwei Stunden. Der manuelle Antrieb kommt dabei Hosen-freundlich ohne eine Kette aus und ist komplett im Chassis verkapselt. Eine integrierte Smartphone-Halterung sorgt in Verbindung mit einer App für Reichweiteninformation und Navigation. Coole Sache, so ein Klapp-E-Bike...oder muss es E-Klapp-Bike heißen? Egal, jedenfalls werden für das JiveBike 1499 britische Pfund fällig.
Die chinesische Wasserfolter...
Wasserkühlung: KoldRush
(koldrush)
Jeder Elektronikexperte weiß, wie entscheidend das Wärmemanagement für die Funktion eines Systems ist. Das gilt auch für das System Mensch beim Radeln. Und da beim Menschen nun mal ein Großteil der Hitze im Kopf entsteht, konzentriert sich das System KoldRush auf eine Kühlung desselben. Gesteuert über einen drahtlosen Schalter am Lenker wird dabei Wasser aus einem 0,7-Liter-Reservoir am Sattel elektrisch in den Helm gepumpt und dort auf dem Kopf verteilt. Hört sich nach der alten chinesischen Wasserfolter an, könnte aber durchaus Leben retten. Allein in den USA sterben jedes Jahr mehr als 600 Menschen an Überhitzung.....
Es werde (Rück-)Licht!
Revolights Arc
(revolights)
LED haben ja in den letzten Jahren die Fahrradbeleuchtung im Sturm erobert und bremsende Dynamos und funzelige Glühlämpchen als "Scheinwerfer" gleichermaßen in den längst überfälligen Ruhestand geschickt. Trotzdem sind Fahrradbeleuchtungen noch immer eher rudimentär. Ansätze das zu ändern gibt es durchaus. Zum Beispiel das Revolights-System, bei dem LED-Streifen an den Rädern leuchtende Halbkreise von weißem und rotem Licht erzeugen:
Funktioniert, sieht cool aus, ist aber mit mehr als 200 US-$ nicht eben billig. Eine etwas günstigere Variante will Revolights jetzt mit dem Modell Arc bieten. Das integriert Rück- und Bremslicht in den hinteren Schmutzfänger. Zwei Lightpipes links und rechts agieren in Normalfall als rückwärtiges Dauerlicht. Detektiert ein Sensor eine schnelle Verlangsamung des Hinterrades, wird das Licht heller und/oder fängt an zu Blinken, um nachfolgende Verkehrsteilnehmer zu warnen. Ein komplett ausgerüsteter Schmutzfänger soll für rund 110 US-$ auf den Markt kommen.
Der kommunikative Rucksack
Rucksack mit Display: SEIL Bag
(Seil)
Noch einen großen Schritt weiter geht der SEIL (Safe Enjoy Interact Light) Bag. Hinter dem Radler-Rucksack verbirgt sich ein regelrechtes Kommunikationssystem für den Straßenverkehr. Unter dem Gewebe des Backpacks verbirgt sich ein Array aus bis zu 207 ultrahellen LEDs, die durch das Textil durchscheinen und Symbole oder Texte anzeigen können. Über einen drahtlosen Controller am Lenker lassen sich so per Knopfdruck etwa Abbiege-Pfeile, ein Stop-Signal oder zuvor definierte Freitext-Nachrichten darstellen. Designerin Myung Su Lee hat mit dem SEIL-Konzept bereits einen der renommierten Red Dot Awards gewonnen. Eine Finanzierungskampagne auf Kickstarter wurde allerdings vor Ablauf gestoppt, so dass die Zukunft des SEIL Bag ungewiss ist...
Da bekommt der Begriff Krypto-Key eine ganz neue Bedeutung: TEO Padlock
(TEO)
Ein Fahrradschloss ist leider ein unverzichtbares Accessoire, vor allem wenn das neue Bike der zweirädrigen Oberklasse entstammt und den Wert eines (gebrauchten) Kleinwagens repräsentiert. Blöd bei herkömmlichen Schlössern ist nur, dass man sich entweder eine Zahlenkombination merken muss ("Was war gleich nochmal die Kubikwurzel von Pi?...") oder einen Schlüssel verwenden, den man (zutreffendes bitte ankreuzen) gern verliert, vergisst oder abbricht. Die Lösung ist das TEO Padlock, das sich über eine App per Bluetooth entsperren lässt. Sehr angenehmer Nebeneffekt, der elektronische Schlüssel lässt sich mit anderen teilen, aber gleichzeitig in seiner Laufzeit einschränken.
Die RFID Heulboje
Lass heulen: RFID-Bikealarm
(Dennis Siegel)
Das TEO Padlock zu toppen ist nicht einfach, aber es geht – und zwar mit dem RFID Bikealarm. Denn was hilft ein Schloss, wen man nichts hat, um das Bike daran festzuketten? Hier kommt die Zweirad-Alarmanlage des Bremer Studenten Dennis Siegel ins Spiel. Sie wird am Sattel festgemacht und erfasst über Sensoren und einen Mikrocontroller die Bewegungen des abgestellten Rades. Leichte Vibrationen etwa von einer vorbeifahrenden Trambahn werden ignoriert. Aber wenn jemand versucht, das teure Bike wegzutragen, geht ein Alarm mit einer Lautstärke von 120 dB los. Aktiviert und Deaktiviert wird die Alarmanlage über ein RFID-Tag, das in die Nähe des Systems gehalten wird.
Die Bremse mit Fernsteuerung
Fernbremse: MiniBrake
(MiniBrake)
Jeder, der Nachwuchs hat, weiß es: Kinder kennen keine Angst – und so wird gern mal der Versuch unternommen, mit dem Lauflernrad am Hügel hinter dem Haus den Tempoweltrekord für landgestützte Fahrzeuge zu brechen...
Klar, man kann einfach hintersprinten, was angesichts des Fitness-Unterschieds zu Sohn oder Tochter aber schnell lästig wird. Eine elektronikbasierte Konfort-Alternative bietet die MiniBrake eines ungarischen Entwicklerteams. Die lässt sich an der Sattelstütze des Zweirads anbringen und bremst das Hinterrad über eine Drahtlosfernbedienung bis zu einer Entfernung von 50 Metern drastisch ab.
Ist ja nun eigentlich mehr für Kinder von zwei bis fünf gedacht, könnte aber beim gemeinschaftlichen Ausflug mit übereifrigen erwachsenen Mitradlern durchaus nützlich sein...